Die Anfänge
Helga Ravenstein war die letzte Eigentümerin des gleichnamigen Verlages aus der Familie Ravenstein. Geboren am 18. Sept. 1919 und mit 75 Jahren am 18. Februar 1995 verstorben, kennzeichnet der Nachruf Ihres großen Freundeskreises und Ihrer ehemaligen Mitarbeiter ihr Wesen und Ihren Charakter: "Sie hatte ein glückliches Leben, denn sie hat die Menschen geliebt und die Menschen haben sie geliebt." Helga Ravenstein liebte auch die Kartographie und die diesem Fachgebiet verbundenen Menschen. Vor allem für die Deutsche Gesellschaft für Kartographie (DGfK) war sie eine stete Förderin, eine Mäzenatin im besten Sinn. Wenn erforderlich, übernahm sie die Saalmieten für den Kartographentag, zahlte den Blumenschmuck und half bei den Reisekosten. Und, sie fühlte sich dem Nachwuchs verbunden. Mitte der 80iger Jahre stiftete sie den "Ravenstein-Förderpreis", der mit 3.000,-- DM dotiert war und alljährlich bei den Kartographentagen verliehen wurde. Dabei war Helga Ravenstein keine Kartographin, sondern Modedesignerin. Doch die Kunst, das künstlerische Element, verband Karte und Mode. Das Unternehmen wurde von ihrem Ururgroßvater Friedrich August Ravenstein 1830 in Frankfurt am Main begründet. Das erste Produkt war noch im selben Jahr ein Stadtplan der Heimatstadt. 1866 folgte sein Sohn Ludwig Ravenstein, der den Verlag zu einem in Europa führenden Verlag entwickelte. Ihm folgte sein Sohn Hans, der Ravensteins Karten als offizielle Werke des ADAC, des AVD und des Bundes Deutscher Radfahrer etablieren konnte. Sohn Ernst studierte an der Technischen Hochschule München Geodäsie und Kartographie, führte den Verlag weiter, starb aber leider schon im Alter von 62 im Jahre 1953. In seiner Ägide wurde das Sortiment von Rad-, Motorrad- und Autokarten ausgeweitet und eine eigene Reliefabteilung eingerichtet. Die "Geographische Verlagsanstalt und Druckerei. Inhaber Ernst Ravenstein" wurde nach seinem frühen Tod von den Kindern Helmut und Helga Ravenstein weitergeführt. Helmut schied 1962 aus der Geschäftsleitung aus. Nach einem Intermezzo mit einem Luftbildspezialisten trat der Mineralölkaufmann Rüdiger Bosse in das Unternehmen ein. Beide Gesellschafter führten ab 1969 den Verlag und kooperierten mit verschiedenen Geschäfts- und Finanzpartnern (Kümmerly + Frey, Falk-Verlag, ADAC-Verlag). Unter der Ägide Haupka (Eintritt unbekannt) wurden Verlag und Druckerei nach Bad Soden verlegt und nach einer Umbenennung in "CartoTravel" an den ADAC Verlag verkauft. 2007 trennte sich der Automobilclub von der "gesamten ADAC Kartographie" (Dr. Carsten C. Hübner, GeschFhr. der ADAC Verlag GmbH am 14. August 2008) durch dessen Verkauf an MairDumont, was die unmittelbare Liquidation zur Folge hatte. 150 Mitarbeiter an drei Standorten verloren ihren Job. Nach rund 175 Jahren war die Geschichte der Kartographenfamilie Ravenstein beendet. Helga Ravenstein musste diesen Niedergang nicht mehr erleiden!