Vergabe der Preise in Frankfurt a.M.
Am 27. September 2016 wurden im Sitzungssaal der Villa Mumm in Frankfurt am Main die diesjährigen Förderpreise der Kartographie-Stiftung Ravenstein verliehen. Nach den Preisverleihungen in Potsdam (2014) und Stuttgart (2015) war man erneut Gast im Bundesamt für Kartographie und Geodäsie und wurde herzlich vom Hausherren, dem Präsident des BKG, Prof. Dr. Hansjörg Kutterer begrüßt. 29 Preisträger sorgten gemeinsam mit Vertretern der Landeskartographie, Hochschulen, Ausbildungsbetriebe, Ausbildern und Berufsschullehrern, sowie mit stolzen Freunden und Eltern für einen gut gefüllten Saal. Als Vertreter der Mutterstiftung und somit für die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Förderpreises maßgebend, erlebte Rechtsanwalt Claus Vester eine beeindruckende Darstellung kartographischer Produkte von hoher gesellschaftlicher Relevanz. Die Preise wurden von Prof. Dr. Mark Vetter als Vertreter der DGfK sowie Dr. Horst Schöttler als Vorsitzender der Kartographie-Stiftung Ravenstein verliehen.
Betrachtet man die Entwicklung des Preises seit der letzten Preisverleihung in Frankfurt, wird einerseits die Kontinuität in der Beteiligung, aber auch die offensichtliche Attraktivität des Preises für Ausbildungseinrichtungen sichtbar. Erneut wurden die Arbeiten von bekannten Einrichtungen aber auch von Erstbewerbern eingereicht. Bemerkenswert ist leider erstmalig das vollständige Fehlen von Bewerbungen aus den Hochschulen. Eigentlich sollte man bei einer zunehmenden Akademisierung des Berufsfeldes gerade hier eine Zunahme erwarten. Demgegenüber wächst die Anzahl der Arbeiten, die aus dem schulischen Teil der dualen Ausbildung eingereicht werden. Die Bedeutung der Berufsschulen wächst! Eine mögliche Folge der komplexen Ausbildungsinhalte, die verstärkt an den Schulen behandelt werden.
Ist das noch Kartographie? Diese Frage wurde in der Diskussion nach den ambitionierten Präsentationen gestellt und auch hier zeigt sich die deutliche Erweiterung des Dienstleistungsspektrums aus dem Bereich der Geomatik. Ganz sicherlich kann man die Arbeiten unter Geovisualisierung subsummieren. Aber es wird auch ein neues Selbstverständnis bei den Preisträgern deutlich, die sich der gesellschaftlichen Bedeutung und auch des Potentials unserer Branche bewusst werden, ohne dabei in traditionellen Fachschubladen zu denken. Somit zeigen die Arbeiten die Relevanz der Kartographie über alle Medien hinweg. Es bleibt abzuwarten, wie die weitere Entwicklung des Faches sich bei den zukünftig eingereichten Arbeiten widerspiegeln wird.
Ausschlaggebend für die Vergabe der Preise war die überaus professionell agierende Vorgehensweise der Preisträger. Christin Schiffner und Lucas Meyer haben mit Ihrem „Stadtplan Potsdam für Flüchtlinge“ ein Thema von hoher gesellschaftlicher Relevanz und Aktualität mit kartographischen Mitteln aufgenommen. Das Produkt dient in hervorragender Weise der Information und Integration und ist gestalterisch sehr ansprechend. Zusätzlich wird sichtbar, dass scheinbar klassische Produkte wie ein Stadtplan heute in einer komplexen Recherchesituation konzipiert werden. Auftraggeber und Zielgruppen müssen genau analysiert werden und der Workflow muss auf eine zügige Projektabwicklung abgestimmt sein. Der Stadtplan wird in zwei unterschiedlichen Auflagen in der Erstaufnahmestelle Potsdam verteilt.
Arthur Heckel und Viktor Pann haben mit Ihrer aufwändigen Videoproduktion über den Potsdamer Platz einen der geschichtsträchtigsten Plätze Deutschlands mit kartographischen, dreidimensionalen Ansätzen visualisiert. Der dabei entstandene Imagefilm zeigt mögliche Perspektiven zur Aufbereitung kartographischer Produkte. Reale Aufnahmen und Modellszenen gehen fließend ineinander über. Dabei verbindet der Film geoinformative und stadtgesellschaftliche Aspekte. Besonders der Einsatz von „Drohnen“ zeigt eine zukunftsträchtige Entwicklung. Nicht erst auf den letzten Fachmessen sind unbemannte-ferngesteuerte Flugkörper ein fast schon branchenprägendes Element geworden. Wichtig ist es, solche Technologien schon in der Ausbildung zu vermitteln, hier zeigt sich der hohe Standard des schulischen Teils der Ausbildung.
Florian Damm, Anna Deichmann, Janine Frank und Lisa-Maria Schernes setzen sich mit wichtigen Vertretern der heimischen Tierwelt auseinander. Die Fledermauspopulationen in Deutschland stehen unter Natur und Artenschutz. Die Auszubildenden liefern daher für die bekanntesten Fledermausarten einen Fledermausatlas und bringen somit Geodaten in Verbindung mit ökologischen Fragestellungen. Dadurch sollen Politik, Verwaltung und Gesellschaft für diese Spezies sensibilisiert werden, das ist gelungen. Informationen über die Fledermausarten, die deutschlandweite Artenverteilung, die Probleme mit Windkraftanlagen und die Quartiere geben mit thematischen Karten Auskunft über die Verbreitung der jeweiligen Art.
Der erste Anerkennungspreis ist diesmal einzigartig: Entgegen der Ausschreibungsvorgaben für den Förderpreis enthält eine komplette Schulklasse für Ihr Projekt „Barrierefrei? - Sei dabei!“ einen Anerkennungspreis. Die Vergaberichtlinie sieht eine maximale Anzahl von Teammitgliedern vor. Die Klasse GIT14 der Carl-Benz-Schule BBS-Technik in Koblenz untersuchte die Koblenzer Innenstadt und deren Einzelhandelsgeschäfte, Gastronomiebetriebe, öffentlichen Grünanlagen und Verkehrswege, sowie Schiffsanlegestellen der Fahrgastschifffahrt auf Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderung oder Bewegungseinschränkung. Die Arbeit stellt umfassend und mit einer attraktiv gestalteten Dokumentation die Thematik dar und mündet in einer prägnanten großmaßstäbigen Karte. Barrierefreiheit wird im öffentlichen Raum erlebbar. Der Klassenlehrer Randolf Rüsch demonstriert mit diesem Projekt den hohen Qualitätsanspruch des Unterrichts in der Berufsschule. Die Anerkennung geht an die Schüler Andreas Altmann, Patrick Gerharz, Michael Köhler, Florian Lauer, Magdalena Ramseier, Elisabeth Röhl, Katharina Scheid, Tobias Schug, Jan Speiser, Marina Steffes, Christoph Subal, Steffen Waßner und Melanie Weingarten.
Die weiteren Anerkennungspreise gehen an Alexander Milch und Christoph Lack (Amt für Bodenmanagement Heppenheim) sowie Oliver Hahn (Amt für Bodenmanagement Marburg), die ihr Brettspiel „Mola Rotunda“ auf Grundlage einer attraktiven Kartengrafik konzipiert haben, sowie an Matthias Dietrich (Bundesamt für Kartographie und Geodäsie), Florian Knoch (Amt für Bodenmanagement Homberg (Efze), Joshua Petersen und Lukas Haas (Amt für Bodenmanagement Fulda). Auch hier war ein Spiel, das Web Quiz „Dr. Geo“ ausschlaggebend für den Anerkennungspreis. Spiele sind ein attraktives Medium um raumbezogene und somit auch kartographische Sachverhalte in das Bewusstsein von unterschiedlichsten Zielgruppen zu tragen.
An alle Preisträger wurde insgesamt ein Preisgeld von über 3000,- Euro verliehen. Zusätzlich erhalten die Preisträger eine Jahresmitgliedschaft bei der DGfK und eine Urkunde. Die Ausschreibung für den Ravenstein-Förderpreis 2017erfolgt in der nächsten KN. Der Vorstand und die Jury der Kartographie-Stiftung Ravenstein freuen sich auf die neuen Teilnehmer!